Auch auf der deutscher Seite ist das Wort im Dialekt bekannt. Aber wo kommt es her? Bauern, aus dem Deutschen? Ich weiß es nicht, aber bei uns war es die Erntezeit des Getreides. Bei de Locht sind wir die letzten Wochen wieder viel damit beschäftigt. Viele Besucher haben unsere Bauern wieder arbeiten gesehen. Das lässt uns wieder denken an die Zeit von früher, wie das Ernten bei uns zu Hause verlief.
Die Erntezeit war eine viel beschäftigte aber auch gesellige Zeit.Das KOrn wurde geerntet, und Ernten ist immer schön.Nach all der Arbeit, Pflügen, Säen, Berarbeiten, Düngen und hoffentlich genug Regen, kann dann geerntet werden. Palmsonntag hatten wir einen Palmzweig auf dem Feld in die Erde gesteckt, das soll uns reichen Segen bringen. Und wenn nicht auf das Getreide, dann uns selbst.
Bei schönen Wetter ging mein Vater, nach dem er die Sichel gehärtet (kurze Sense, scharf gemacht) hatte, schon mal anmähen. Das war das Ausmähen der Ecken und des Randes, so dass das Pferd mit der Mähmaschine da fahren konnte. Als kurz nach dem Krieg noch zu klein war, um diese schwer Arbeit mit zu machen, wir mussten ja auch zur Schule, mussten wir dann nachmittags „sömeren“. Das bedeutet die noch herumliegenden Ähren aufsammeln um die kleinen Bündeln mit in die Garben zu stecken. Beim Anmähen band meine Mutter oder der Knecht die Garben. Mit einem Bündel Stroh wurden diese auf eine besondere Art gebunden. Später kam dann Vater mit dem Pferd un dder Mähmaschine. Die Magd sass dann auf dem Sitz, um das Pferd zu lenken und mein Vater machte die Bündel mit der Maschine und musste die dann ablegen. Am Ende blieb dann immer Bündel über, das zur Garbe gebunden wurde.
Anfangs durften mein äterer Burder oder mein Schwester das Pferd lenken, als ich dann so etwa 13 Jahre alt war, durfte ich dann auf die Maschine, um das Pferd mit den zügeln zu lenken. Das war gar nicht immer so einfach, das Pferd wollte schon mal ganz nah am Roggen laufen, um selbst einen Happen zu erwischen. Das war aber nicht beim Mähen, den dann kam die Maschine mit dem Messerbalken zu nahe ans Getreide.
“Hey vort”, rief Vater dann. Dann wusste ich, dass ich etwas weiter davon abbleiben musste. Lief das Pferd zu weit weg vom Getreide. dann rief er: “Hey nao!“. Dann wusste ich, dass ich etws näher am Getreibe sein musste. Später kam dann mein jüngerer Bruder auf den Sitz und ich musste mit binden. Eine sehr schwere Arbeit, vor allem wenn es warm war.
Um zwölf Uhr wurde zu Mittag gegessen. Mitter oder die Magd kamen mit einer großen Schüssel „“bookeskook” (Buchweizenkuchen) und einer großen Kanne Kaffee, dann gingen wir auf dem Feld unter einem Strauch oder Baum sitzen um zu essen. Nach dem Essen legte sich jeder kurz auf den Rücken, um eben auszuruhen. Wenn das Pferd dann seinen Kopfsack mit Hafer leer hatte und genug Wasser getrunken hatte, konnten wir weiter arbeiten. Wenn der Roggen abgemäht war, mussten alle Garben in Haufen zu 6 bis 8 Garben zusammengestellt werden, damit sie weiter trocknen konnten.
Abhängig vom Wetter konnten wir dann nach zwei Wochen die Miete setzen. Mit Pferd und Wagen fuhren wir entlang der aufgesetzten Haufen und ich musste oft die Garben aufstecken und mein Bruder musste den Wagen laden. Mit einem hoch geladenen Wagen fuhren wir dann zu einer Ecke des Feldes und setzen dort die Miete auf. Erst Astbündel als Unterlage für die ersten Garben und dann in Lagen die Miete setzen. Mein Vater machte das in der Regel selbst. Das echte Handwerkskunst. Im Winter wurde dann gedroschen. Am Ende der Erntezeit war in Sevenum das bekannte Erntefest mit einem großen Ernte-Korso. Zig prächtig verzierte Wagen zogen durch das Dorf und danach war ein großes Fest. Als Mitglied des Musikvereins Grubbenvorst zogen wir jedes Jahr in diesem Aufzug mit. Und nach dem Zug floss das Erntebier in Strömen.
Auch bei uns stand die Zeit nicht still und wir bekamen 1952 einen Traktor und 1955 einen Selbstbinder. Das vereinfachte die Arbeit und alles ging schneller. Aber auch damals mit den ersten Selbstbinder war es oft noch mühsam. Wenn ich bei De Locht in die Scheune gehe, sehe ich ihn noch immer stehen. Wir hatten fast genau den gleichen.
Es war eine glückliche Zeit, denn es war Erntezeit.
Jan Huys